Muttermilch und schwarze Galle – Wie alles begann // Kostümdesign #16

Muttermilch und schwarze Galle – die Anfänge

In diesem Beitrag möchten wir euch unser Herzensprojekt „Muttermilch und schwarze Galle“ vorstellen.

In Artikel #11 haben wir euch erzählt, wie die Arbeit eines:r Kostümbildners:in am Theater aussieht. Wir drei sind aber nicht nur am Theater tätig , sondern haben auch bei verschiedenen Filmproduktionen mitgewirkt. Aus diesem Grund möchten wir euch in diesem  Beitrag unser Projekt „Muttermilch und schwarze Galle“ vorstellen. Für diesen Kurzfilm haben Lena und Linda ganz besondere Kostüme entworfen. Aber dazu später mehr!

Zuerst möchten wir euch in diesem Teil zeigen wie wir zu diesem Projekt gekommen sind.  Aus welchen anfänglichen Ideen schließlich MusG [unsere Abkürzung für Muttermilch und schwarze Galle] geboren wurde. Überdies erfahrt ihr dann in den folgenden Beiträgen mehr zu der Anfertigung der Kostüme und unserer Zeit am Set.

Also woher kam die Idee zu dem Kurzfilm „Muttermilch und schwarze Galle“?

Um das zu erklären springen wir kurz ein paar Jahre zurück.

Berge im Nebel

Lena und Linda haben  im Jahr 2016 gemeinsam mit dem Regisseur Lukas Ladner in Tirol gearbeitet. Auf Instagram findet ihr ihn hier  : lu_ludl_la

Für seinen Abschlussfilm „Treibgut“ entwarfen wir damals nicht die Kostüme, sondern das Szenenbild. Während dieser Zeit haben wir immer wieder die Schönheit der Tiroler Alpen bewundert und beschlossen hier einen Fantasy Film zu drehen.

Anfangs trugen wir diese Idee erst einmal eine ganze Weile mit uns herum und sammelten Inspirationen und Moodbilder. Bis wir schließlich auf die tollen Fotos von Charles Fréger in seinem Buch „Wilder Mann“ stießen [hier findet ihr seine tolle Homepage].  Seit diesem Zeitpunkt war für uns klar: Wir wollen uns mit den über Jahrhunderte überlieferten Brauchtumsfiguren des Alpenraums beschäftigen und daraus eine neue Fantasy Welt erschaffen.

Inspiration aus den Alpen

Für unsere Recherchen sammelten wir sehr viel Material über alte Bräuche zur Winter- und Geisteraustreibung. Wir fanden viele Fotos, Artikel aus dem Internet und aus Büchern. Genauso wie Erzählungen von Freunden und Verwandten.

Dank Charles Fregér lernten wir eine riesige Vielfalt an Kreaturen kennen, die alle in den unterschiedlichsten Winkeln der Welt erschaffen wurden. Nicht nur aus Europa, sondern auch aus Japan, vielen afrikanischen Ländern, sowie Nord- und Südamerika.

Diese von Menschen erschaffenen Figuren haben etwas sehr universelles und ursprüngliches.

Sie tauchen in vielen Kulturen und über alle Kontinente verteilt auf. Obwohl sie je nach Kultur verschiedene Funktionen haben sind sie immer die Verbindung von Mensch, Natur und Geisterwelt. Dementsprechend werden die Kostüme seit vielen Jahrhunderten von Generation zu Generation weiter gegeben.

Einige von ihnen haben wir schon während unseres Studiums in Salzburg kennengelernt. Zum Beispiel die sogenannten Perchten. Sie laufen zum Nikolaustag am 6. Dezember durch die Städte und Dörfer in Österreich und im Süden Bayerns, um die unartigen Kinder zu bestrafen. Obgleich wir wissen, dass unter den Kostümen Menschen stecken jagen sie uns trotzdem immer wieder Angst ein. Oft fühlt man sich wie in einer Szene aus dem Herrn der Ringe.

Meistens wird diese Tradition von Vereinen gepflegt. Darüber hinaus besitzt jeder Läufer sein eigenes Kostüm mit einer handgefertigten Holzmaske [Die einem Ork sehr ähnlich sehen].

Krampuslauf Salzburg
Foto: Lukas Ladner

Während unserer Recherche hat uns übrigens dieses kleine Maskenmuseum in Diedorf bei Augsburg fasziniert.

Dort durften wir die atemberaubende Sammlung von Birgitta, Julia und Michael Stöhr bestaunen. Auch da haben wir noch einmal viel über Maskenkulte und Bräuche aus aller Welt gelernt. Schaut vorbei und lasst euch verzaubern!

maskenmuseum perchten
maskenmuseum afrika
maskenmuseum ozeanien

Die ersten Ideen vor Muttermilch und schwarze Galle

Nachdem wir sehr viel über die Wilden Wesen gelernt haben, begannen wir damit unsere eigenen Wesen zu kreieren. Dafür machten wir viele Versuche mit Farben und Materialien. Zusätzlich führten wir viele Tests für die Konstruktionen der Kostüme und Masken durch.

Währenddessen schrieb Lukas eine kurze Geschichte in unserer Welt, die wir auch als Trailer verfilmt haben.

Der „Wandrer“ war unser erster Schritt, um unsere Wesen zum Leben zu erwecken.

Mit einer kleinen Crew aus sechs Leuten zogen wir los in die Berge um unsere Wesen vor die Kamera zu bringen. In großen Tüten gepackt haben wir unsere Kostüme zu Fuß den Berg hochgeschleppt. Obwohl der Weg sehr anstrengend war, hat es sich sehr gelohnt am wunderschönen Hundstalsee in der Nähe der Inzinger Alm zu drehen. Dort haben vor einigen Jahren ambitionierte Wanderer eine kleine Hütte aus Steinen errichtet. Diese hat eine fast magische Ausstrahlung, weshalb sie für unseren Dreh perfekt geeignet war.

wandrer tempelwesen
Wandrer Wunde
wandrer sonnenaufgang
wandrer hundstalsee

Außerdem haben wir den Trailer der „Wandrer“ noch in einem wunderschönen, bemoosten Waldstück und auf einer geheimnisvollen Lichtung gedreht. Während der blauen Stunde haben wir die letzte Szene eingefangen [Die blaue Stunde ist die Stunde, in der es schon hell wird, die Sonne aber noch nicht aufgegangen ist].

Wandrer Waldwesen

Mit einem schönen Sonnenaufgang gingen unsere Dreharbeiten zu Ende und wir konnten einige Monate später unsere ersten eigenen Kreaturen in unserem ersten eigenen Trailer bewundern.

Weitere Versuche vor der Kamera

Nach diesem ersten erfolgreichen Trailer wollten wir alle unbedingt mehr Wesen und Geister erschaffen und vor die Kamera bringen. Es folgte ein weiterer Testshoot in den Alpen mit einigen neuen Gestalten, die wir nach den Beschreibungen und Texten von Lukas entworfen hatten.

testshoot2 kostuem1
testshoot2 kostuem3
testshoot2 kostuem4
testshoot2 kostuem5

Diesmal mit etwas schlechterem Wetter, aber nicht weniger motiviert stiegen wir ein zweites Mal auf den Berg und es entstanden weitere tolle Szenenfotos und Filmmaterial.

In diesem Trailer könnt ihr die Aufnahmen von beiden Testshoots sehen. Viel Spaß!

Diese wunderschönen Aufnahmen haben uns sehr ermutigt uns nun endlich an einen Kurzfilm zu wagen.

Wir feilten weiter an der fantastischen Welt, in der unsere Wesen hausten.

Nach vielen Monaten, zahlreichen Telefonaten und Besprechungen war dann endlich das Drehbuch für unseren ersten Kurzfilm „Muttermilch und schwarze Galle“ fertig!

Seid ihr neugierig geworden? Mehr zu unserem Kurzfilm „Muttermilch und schwarze Galle“, der Geschichte und den Kostümen, könnt ihr im nächsten Beitrag erfahren!

Außerdem könnt ihr uns auf Instagram folgen unter #schwarzegalle

 

 

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