Habt ihr schon einmal ein Taschentuch als Hauptakteur in einem (Horror) Film gesehen? Wie ein Taschentuch an Tatorten verwendet wird oder dass damit Emotionen verdeutlicht werden?
Im heutigen Blogbeitrag möchten wir unseren Blick auf die Kino-Leinwände richten und euch das Taschentuch im Film vorstellen, denn es gibt unzählige spannende Filme, in denen das Taschentuch als Requisit verwendet wird.
In den letzten Wochen haben wir euch schon einiges über Taschentücher erzählt. Zum Beispiel über die Geschichte der Stofftaschentücher und über Hygienetricks.
Gleichzeitig sind uns immer mehr Taschentücher in Filmszenen aufgefallen und schnell war klar: Wir wollen euch ein paar davon zeigen! Beim Recherchieren für diesen Beitrag wurden wir aber selbst nochmals extrem überrascht: Wenn man genauer hinsieht, findet man nicht nur unzählige Filme, sondern auch jede Menge lustiger, bizarrer und emotionaler Szenen mit Stofftaschentüchern.
Neben Szenen wie in Moulin Rouge (2001) oder Marie Curie – Elemente des Lebens (2019), in denen Charaktere Blut auf ein Taschentuch spucken oder Abschiedsszenen wie in Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer (2017) und Arrietty und das Land der Borger (2010) haben wir euch eine kleine Auswahl an anderen Darstellungen in unterschiedlichsten Filmen zusammengestellt! Seid gespannt, was wir alles gefunden haben! [Aber bitte Vorsicht: teilweise herrscht auch ein bisschen Spoiler Alert…]
Mord im Orientexpress (2017)
Das Taschentuch als Corpus Delicti
Der Krimi Klassiker von Agatha Christie stammt aus dem Jahr 1934 und ist die fünfte Verfilmung des Stoffes. Wir haben diese Version erst kürzlich gesehen und sind von der visuellen Inszenierung einfach begeistert. Die Star Besetzung bringt zwar einige Kritiker:innen ins Zweifeln was die schauspielerische Inszenierung betrifft, aber wir fanden ihn auf der optischen Ebene vom Szenenbild bis hin zu den Kostümdetails einfach toll. Für uns ist er daher definitiv einen gemütlichen Abend auf der Couch wert!
Kostümbild Alexandra Byrne [Alexandra ist eine sehr bekannte und Oscar-prämierte Kostümbildnerin unserer Zeit – ein absolutes Vorbild! Sie ist u.a. bekannt für Emma (2020), Maria Stuart, Königin von Schottland (2018) und Guardians of the Galaxy (2014)]
Production Design: Jim Clay
Regie: Kenneth Branagh [Er spielt übrigens gleichzeitig auch die Hauptrolle des Kommissars Hercule Poirot.]
Der Film spielt in etwa zur selben Zeit der Romanerscheinung, also in den frühen 1930ern. Stofftaschentücher waren damals noch sehr beliebte Accessoires, bis sie nach und nach durch die Papiertaschentücher abgelöst wurden. Mord im Orient Express zeigt nicht nur ein fein besticktes Damentaschentuch, das eines der Hauptindizien des Tatorts ist, sondern auch, wie der Kommissar Poirot weitere Gegenstände mit einem solchen anfasst, damit er die Fingerabdrücke nicht verfälscht.
“And most conveniently she leaves her handkerchief behind!” said Poirot. “Exactly as it happens in the books and on the films—and to make things even easier for us it is marked with an initial.”
Agatha Christie, Murder on the Orient Express
Magnolien aus Stahl (1989)
Das Taschentuch als Trostspender
Die Geschichte rund um die sechs verschiedenen Frauen und Freundinnen einer typisch amerikanischen Vorstadt entspringt einem Drehbuch von Robert Harling. Den Film schrieb er basierend auf seinem eigenen tragikomischen Theaterstück.
Kostümbild: Julie Weiss [Julie hat das Kostümbild für zahlreiche Filme gemacht wie zum Beispiel Frida (2002), American Beauty (1999) und Hitchcock (2012)]
Production Design: Gene Callahan, Edward Pisoni
Regie: Herbert Ross
Die Bilder, die wir euch zeigen sind von Shirleys [Julia Roberts] Begräbnis. Der Film spielt Ende der 1980er und wurde auch in derselben Zeit gedreht – die Kostüme sind zeitgenössisch und in dieser Szene natürlich schwarz wie es sich für Trauerfeiern „gehört“. Besonders charakteristisch sind die enormen Schulterpolster und Perlenketten. Und: Jede der Darstellerinnen Film hat ein eigenes Taschentuch, das zu ihrem individuellen Charakter passt und ein dem entsprechendes Unikat ist. Die Szene ist zwar relativ traurig und dramatisch hat aber auch sehr viel Witz und bringt das Publikum [uns jedenfalls] sehr zum Lachen.
Schauspielerinnen in diesen Szenen: Sally Field, Dolly Parton, Shirley MacLaine, Daryl Hannah und Olympia Dukakis
A Million Ways To Die In The West (2014)
Das Taschentuch als Freundschafts- Pfand
Die US Western-Komödie geschrieben von Seth MacFarlane [Family Guy] soll zeigen, wie gefährlich und schmerzhaft das Leben im Wilden Westen „wirklich“ war.
Kostümbild: Cindy Evans [Red Riding Hood (2011), Memento (2000)]
Production Design: Stephen J. Lineweaver
Set Design: Carla Cury, Libbe Green
Regie: Seth MacFarlane
Edward: What am I going to do? I am your best friend!
Albert: I know. Thats why I want you to have these.
Edward: Albert, these are your favourite Socks.
Albert: Yeah.
Edward: And I want you to have that.
Albert: Edward, this is your lucky handkerchief!
Edwards: Sighs.
Alberts: It’s sticky. (Waves with it to get it off his hands.)
Stranger: Well hello to you, too! (Two men sitting at a table waving their handkerchiefs towards Albert.) James, if theat ain’t friendly locals.
Der Dialog stammt genau aus der Szene, die wir in den Bildern zeigen. Albert [Seth MacFarlane] ist zum Duell am nächsten Morgen gefordert und überreicht seinem besten Freund Edward [Giovanni Ribisi] seine Lieblingssocken. Daraufhin ist Edward so gerührt, dass er Albert sein Lieblings Taschentuch überreicht, mit dem er zuvor das Gesicht seiner Freundin [Sarah Silverman] von einer fragwürdigen weissen Flüssigkeit befreit hat.
Song of the Thin Man (1947)
Das Spitzentaschentuch als wiederkehrendes Requisit
Das Lied vom dünnen Mann ist eine US-amerikanische Kriminalkomödie von Edward Buzzell aus dem Jahr 1947. Der Film greift auf Figuren des Romans Der dünne Mann von Dashiell Hammett zurück und ist der sechste und letzte Teil der Dünnen-Mann-Filmreihe.
Kostümdesign: Irene Lentz
Regie: Edward Buzzell
Die Kostüme stammen direkt aus der Zeit um 1947. Im Film kommt ein Spitzentaschentuch immer wieder vor – wir lieben einfach die schwarz-weiß Ästhetik! Außerdem können wir als Kostümbildnerinnen von alten Filmen mit zeitgenössischer Darstellung sehr viel lernen und erfahren, wie sich die Menschen in jener Zeit gekleidet, verhalten und bewegt haben. [Für uns ist das immer ganz besonders interessant, da Filme, die heute gedreht werden aber in den 40er Jahren spielen immer gleichzeitig auch aus unserem Blickwinkel und unserer Zeit heraus interpretiert werden. Denn in jedem Kostümbild schwingt auch immer der gegenwärtige Zeitgeist mit.]
Drag me to Hell (2009)
Das Taschentuch mit Eigenleben
Protagonistin dieses amerikanischen Horrorfilms ist eine Kreditsachbearbeiterin, die eine alte Frau aus ihrem Haus vertreibt. Diese straft sie mit einem übernatürlichen Fluch. Verzweifelt wendet sich die Verfluchte an einen Seher und versucht, ihre Seele zu retten, während sie von bösen Mächten verfolgt wird.
In diesem Film spielt das Taschentuch der alten Frau eine wichtige Rolle – es ist ein verzauberter Gegenstand und attackiert sogar die Protagonistin.
Kostümdesign: Isis Mussenden [Die Chroniken von Narnia (2005-, 2009, 2010), American Psycho (2000)]
Production Design: Steve Saklad
Regie: Sam Raimi
Verschobene Blickwinkel und ungewöhnliche Ansichten machen die optische Inszenierung des Films sehr spannend: Ausstattung, Licht, Make-up und Spezialeffekte unterstreichen das Geschehen der einzelnen Szenen. Auch das Kostümdesign erzählt die Geschichte der einzelnen Charaktere in der Kleidung – so verändert sich das Kostüm der Hauptdarstellerin im Lauf des Films und ihre Kleidung wird wie ihre Situation immer schlechter: Diese Entwicklung hat die Kostümbildnerin unter anderem mit einer Verringerung der Farbsättigung erzählt.
Filme und Taschentücher
Wie ihr seht hat fast jedes Film Genre das ein oder andere Taschentuch zu bieten: Vom Horrorfilm über den Krimi Klassiker bis zu zeitgenössischen Filmen und Fantasy Lieblingen! Wir lieben diese Vielfalt an Einsatzmöglichkeiten und haben euch dazu vor ein paar Wochen diesen Beitrag hier verfasst.
Zudem sind wir wie immer neugierig: Welche Emotionen verbindet ihr mit einem Stofftaschentuch, welche Erinnerungen habt ihr daran und an welche Filme müsst ihr sofort denken? Sagt es uns in den Kommentaren!
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