Herzlich Willkommen zum zweiten Teil unserer Muttermilch und schwarze Galle -Reihe!
Im letzten Beitrag haben wir euch erzählt wie die Idee zu diesem Projekt entstanden ist. Heute wollen wir euch mit in unser Atelier nehmen und euch ein bisschen an unseren Arbeitsschritten für die Herstellung der Kostüme für Muttermilch und schwarze Galle teilhaben lassen. Doch bevor wir uns gleich in den flüssigen Latex werfen möchten wir euch in unsere Geschichte eintauchen lassen. Unsere erste Kurzgeschichte aus der Welt des Wandrers und der Alpenwesen!
Die erste Kurzgeschichte aus unserer Welt
Wir erzählen die Geschichte von zwei Schwestern, die sich gegen ihre Dorfgemeinschaft auflehnen und versuchen ihren eigenen Weg zu finden. Jana und Kali sind die Töchter des Patriarchen, das Oberhaupt der Gemeinschaft. Um sich ihren Platz in der Gemeinschaft zu verdienen muss Jana eine schwere Prüfung meistern und in einem grausamen Ritual einen Waldgeist, das Ahnhauch, töten. Kali versucht sie davon abzuhalten und zeigt ihr eine neue Art mit den Geistern umzugehen, ohne Hass und Furcht. Doch wenn Jana ihre Aufgabe nicht zufriedenstellend erfüllt weckt sie den Zorn ihres Vaters.
Wie es weiter geht und wie sich die beiden Schwestern entscheiden zeigen wir euch in unserem Kurzfilm „Muttermilch und schwarze Galle“.
Das Drehbuch steht – jetzt fehlt nur die Anfertigung der Kostüme
Viele Online Treffen und Brainstorming- Runden später hatten wir also endlich ein fertiges Drehbuch. Jetzt konnten wir loslegen und die Kostüme und Masken für unsere Figuren ausarbeiten und finalisieren. Für die Aussttatung eines Fantasy Films ist es sehr wichtig ein stimmiges Konzept festzulegen. Man kann nicht einfach Requisiten oder Kleidungsstücke aus der heutigen Zeit verwenden. Alles muss logisch in die Welt passen. Wenn es zum Beispiel in dieser Welt nur bestimmte technische Möglichkeiten gibt, müssen auch die Herstellung und die Schnitte der Kleidung dazu passen. Alles sollte genau durchdacht sein.
Erst einmal wird gezeichnet und geplant
Deshalb werden alle Figuren erst einmal gezeichnet und auf Papier geplant. Wie sehen die Silhouetten aus, wie fallen die Stoffe. Welche Art von Schnallen oder Verschlüssen gibt es in dieser Welt.
Wenn alle Fragen beantwortet sind werden dann die finalen Entwürfe ausgewählt, beziehungsweise noch einmal ordentlich gezeichnet, damit alle Details gut sichtbar sind. Für unseren Kurzfilm haben wir nicht alles genau durchgezeichnet da wir alle Kostüme auch selbst angefertigt haben. Bei großen Produktionen mit vielen Darstellern und vielen Kostümwechseln ist das jedoch sehr wichtig. Je mehr Leute an einem Kostümbild arbeiten, desto wichtiger ist es, dass die Entwürfe so viele Informationen wie möglich enthalten. Schneiderei und Maske müssen schließlich auch sehen können, was der/die Kostümdesigner:in sich ausgedacht hat.
Wenn dann alle Figurinen auf Papier gebracht sind wird noch ein letztes Mal darüber geschaut und Korrekturen gemacht. In unserem Fall waren das eher Kleinigkeiten, wie Muster auf der Haut oder die Länge der Hosenbeine.
Die Herstellung der Kostüme für Muttermilch und schwarze Galle
Nachdem wir drei, Lukas, Lena und Linda, uns über alle Figuren einig waren, haben wir endlich mit der Herstellung der Kostüme für Muttermilch und schwarze Galle losgelegt. Und hier beginnt der Teil auf den ihr sicher schon sehr gespannt seid! Wir möchten euch einen kleinen Einblick geben, wie wir unsere Figurinen zum Leben erweckt und mit welchen Materialien wir gearbeitet haben. Bevor wir aber mit dem Nähen und Bauen losgelegt haben, waren folgende Dinge noch sehr wichtig:
Die Körpermaße der Darsteller:Innen
Ohne diese Maße würde man ja quasi blind arbeiten. Damit das Kostüm am Ende gut sitzt sind aktuelle Körpermaße essenziell. Genau erklärt haben wir das in unserem Tutorial zum Maßnehmen. Hier gehts zum Beitrag! Wir hatten leider nicht viel Zeit für die Anproben, weshalb es gut war, schon im Vorfeld zu wissen, welche Proportionen die Körper der Darsteller:Innen haben.
Was müssen die Kostüme aushalten
Wo werden die Kostüme eingesetzt. In unserem Kurzfilm haben wir viele Szenen im Freien. Vorallem im Wald und in unwegsamem Gelände. Das bedeutet die Stoffe müssen robust sein und das Schuhwerk sollte für den Boden geeignet sein.
Wie viele Kostümteile brauchen wir
In manchen Szenen werden Kostümteile dreckig, blutig oder werden zerstört. Für diesen Fall muss man mindestens ein Ersatzteil einplanen, manchmal sogar mehrere. Das ist natürlich wichtig für die Kalkulation des Budgets und den Einkauf der Stoffe.
Arbeiten mit Latex
Für das Kostüm des Ahnhauch haben Lena und Linda sich zum ersten Mal an das Material Latex herangewagt. Für die Schuhe haben wir zwei Varianten ausprobiert. Einmal mit flacher Sohle und einmal mit sogenannten Pony Heels als Unterkonstruktion. Auf die Schuhe haben wir dann mit Ton die Füße des Ahnhauchs aufmodeliert. Sie erinnern ein bisschen an Straußenfüße. Von diesen Ton-Skulpturen haben wir dann eine Gipsform abgegossen und anschließend die Schuhe und den Ton wieder herausgelöffelt. In die saubere Form wurde dann das Latex gegossen. Latexmilch ist flüssig und wird erst durch das Trocknen an der Luft fest und gummiartig. So haben wir einen Schuhüberzieher aus Latex hergestellt, den wir dann am Schuh fixiert und bemalt haben. Wenn ihr mehr dazu erfahren wollt lasst es uns in den Kommentaren wissen !
Auch die Maske des Ahnhauch ist zu einem großen Teil aus Latex. Allerdings haben wir hier eine andere Technik benutzt. Auf eine Schaufensterpuppe haben wir viele Schichten Latex aufgetragen und so eine Latexhaube mit Halsansatz hergestellt. Dann haben wir die Struktur der Ahnhauch- Haut in Tonformen modeliert und diese in Latex abgegossen. Sehr viele von diesen Abgüssen wurden dann auf die Latexhaube geklebt und schließlich bemalt. Der Schnabel wurde aus einer Drahtkonstruktion gefertigt und mit Gewebefüller bestrichen. Das ganze wurde dann mit der Latexhaube verbunden. So entstand der Kopf. Vor der Finalversion haben wir sehr viele Varianten ausprobiert. Unten seht ihr eine kleine Auswahl davon.
Der Körper besteht aus einem hautfarbenen Ganzkörperanzug mit Latexapplikationen die aus den gleichen Formen, wie die des Kopfes gegossen wurden.
Darüber trägt das Ahnhauch eine leichte Robe aus Stoffbahnen und Bändern. Diese sind lose mit der Hand zusammengenäht und bestickt, damit die Kleidung authentisch aussieht.
Kostümteile nähen
Für das Ahnhauch wurde also mehr geklebt und gebastelt, als genäht, aber dafür umso mehr für die anderen Figuren. Beide Mädchen tragen Blusen die wir mit unserem ersten Schnittmuster „Idilia“ angefertigt haben. Hier bekommt ihr einen kleinen Vorgeschmack!
Für Kali hat Malin extra den Schnitt für eine wundervolle Culotte Hose konstruiert. Dazu trägt sie eine wollene Jacke und eine Bluse aus einem leichten Baumwollstoff. Und natürlich dicke Wollsocken und feste Schuhe, passend zur Umgebung und Jahreszeit.
Im Bild links seht ihr ein Foto von unserer Kostüm Anprobe mit der Darstellerin. Die Kostümteile haben wir erstmal aus alter Bettwäsche zur Probe genäht um eventuelle Fehler im Schnitt oder beim Nähen zu korrigieren.
Das ist eine tolle Methode alte Bettwäsche zu recyceln und Geld für neuen Nesselstoff zu sparen!
Auch für Jana hat Malin gezaubert und ein tolles Dreieckstuch mit passenden Handstulpen aus flauschiger Island- Wolle gestrickt.
Christine Knoller hat uns dafür mit ihrer tollen Wolle unterstützt.
Für Jana haben wir zwei Kostüme entworfen, da sie in der Geschichte einmal in Alltagskleidung und einmal in Ritualkleidung zu sehen ist.
Für das zweite Kostüm trägt sie zwei rote Röcke zur weißen Bluse. Genau wie ihr Vater. Die Dorfgemeinschaft die am Ritual beteiligt ist trägt auch zwei Röcke mit weißen Hemden und Blusen. Diese Röcke sind allerdings nicht rot, sondern schwarz.
Die Stoffe für die Röcke von Jana haben wir extra in unseren Wunschfarben gefärbt, da die Farben für das Ritual eine besondere Bedeutung haben.
Auch der Patriarch trägt Ritualkleidung. Sie besteht wie bei Jana aus einem hellen Hemd und zwei roten Röcken. Darunter trägt er aber eine Wollhose und Stiefel. Seine Handlanger, die Jäger tragen ebenfalls Wollhosen und helle Hemden. Dazu tragen sie Hüte mit Masken, die wir auch selbst angefertigt haben.
Requisiten bauen
Natürlich tragen Jäger auch Waffen, weshalb wir viele Pfeile, Bögen, Fackeln und Messergürtel selbst hergestellt haben. Um die Authentizität der eigenen Fantasywelt zu bewahrten kann man nicht einfach irgendetwas in der Stadt einkaufen. Die Optik und das Material müssen zu der geschaffenen Welt passen!
Der letzte Schliff
Nachdem alle Kostüm- und Latexteile fertig waren, haben wir den Kostümen noch den letzten Schliff verpasst. Das bedeutet für einen Fantasy Film, dass wir sie ordentlich patiniert und verschmutzt haben. Denn in unserer Welt müssen die Menschen leider auf Waschmaschinen verzichten und so sieht die Kleidung auch aus.
Sobald das letzte Bisschen Farbe getrocknet war, haben wir die Kostümteile verpackt und am Abreisetag ins Auto geladen. Und ab ging es in die Berge!
Das war ein kleiner Einblick in die Herstellung der Kostüme für Muttermilch und schwarze Galle. Fortsetzung folgt!