Neujahr ist die Zeit der guten Vorsätze. Fast jede:r von uns hat sich schon einmal für den Jahreswechsel vorgenommen: „Endlich den Kleiderschrank ausmisten!“ Dieser Vorsatz ist praktisch, weil er sich schnell und leicht umsetzen lässt und keine langfristige Anstrengung darstellt wie z.B. die eigenen Essgewohnheiten umstellen oder ein Instrument erlernen. In diesem Artikel lernt ihr unsere Gedanken zum Thema Kleidung wegwerfen kennen und wir zeigen ein paar Alternativen dazu auf!
Es hängt von dir selbst ab, ob du das neue Jahr
(Henry Ford)
als Bremse oder als Motor nutzen willst.
Gute Vorsätze für das Neue Jahr
Der Drang zum Ausmisten wird oftmals von diversen Aufräum-Coaches, die gerade mal wieder ein neues Buch oder eine TV-Show veröffentlicht haben, verstärkt. Freunde und Verwandte springen auf den Zug auf und ehe man sich versieht gilt man als Messie der Familie weil man sich weigert intakte Kleidung und Stoffe weg zu werfen.
Auch wir drei Cocoons hatten schon öfter das Bedürfnis endlich wieder Ordnung im Schrank zu schaffen. Alle Jahre wieder häufen sich neue Stücke in den Schubladen an – seien es historisch angehauchte, von Oma geerbte oder handgemachte Unikate. Irgendwann kommt immer der Punkt, an dem wir uns übermannt fühlen von dieser Kleidungs-Masse. Und dann ist der Zeitpunkt gekommen, wo wir uns ans Ausmisten machen.
Dieses Spiel spielen wir regelmäßig aufs Neue. Ein ewiger Kreislauf. Da ist es doch sehr praktisch, dass dieses Ritual recht zügig vonstatten geht. Aber schnelle Veränderungen bleiben oft nicht lange erhalten. Könnte unser schneller Umgang mit Kleidung generell vielleicht sogar das eigentliche Problem sein?
Die Diktatur der Modeindustrie
Ständig überschwemmen neue Modekollektionen den Markt und neue Trends tauchen auf: Was gestern noch hip war ist heute dahin! Wir häufen Kleidung in unseren Schränken an, die wir nach einiger Zeit wieder loswerden wollen. Kein Wunder dass wir jedes Jahr wieder vor einem zum Bersten gefüllten Kleiderschrank stehen. Wir alle haben mindestens ein Teil im Schrank das wir nur des Trends wegen gekauft haben oder weil es einfach ein Schnäppchen war. Seid ihr das ganze Spiel nicht auch langsam leid?
Eigentlich ein seltsames Verhalten, worüber wir uns Gedanken machen sollten: Kleidung erst anschaffen, um sie dann schnell wegwerfen zu können. Doch dahinter steckt vor allem eine Frage: Wer entscheidet eigentlich was in meinen Kleiderschrank kommt? Ich oder die Modeindustrie?
Natürlich ist es praktisch wenn uns gesagt wird was wir tragen sollen. Diesen Winter die grüne Jacke mit Webpelz und im Frühjahr den Pulli mit Stickerei, im Sommer das Tshirt mit Glitzer, etc.
Aber jagen wir dadurch nicht immer dem Kleidungsstil von jemand anderem hinterher? Wir geben sehr viel Geld dafür aus und beladen uns mit Unmengen an Klamotten die uns vielleicht gar nicht wirklich gefallen. Landen diese Sachen am Ende nicht vielleicht doch wieder im Sack weil wir das dringende Bedürfnis haben sie alle wieder los zu werden?
Wie sortiere ich meine Kleidung richtig aus?
Bevor wir uns jetzt alle auf unsere Klamotten und Kleiderschränke stürzen und wie wild aussortieren, haben wir daher noch ein paar Tipps für euch! Setzt euch in Ruhe vor euren Kleiderschrank, atmet tief durch und überlegt einmal:
Was bedeutet mir persönlich meine Kleidung?
Warum habe ich die Kleider, die ich besitze, ursprünglich eigentlich gekauft?
Wie soll der Inhalt meines Kleiderschranks in Zukunft aussehen?
Wenn wir über unser Kaufverhalten und unseren Besitz nachdenken, werden wir feststellen, dass es vielleicht gar nicht nötig ist den Schrank jedes Jahr auszumisten um Platz für Neues zu schaffen. Viel sinnvoller wäre es doch, das was wir besitzen besser wertzuschätzen.
Habt ihr auch ein Lieblingsteil, das ihr anzieht, egal ob es gerade in Mode ist oder nicht? Ehrlich gesagt: Wir würden auch dann diese eine rote Hose mit hoher Taille weiter tragen, weil sie einfach ein Teil von uns geworden ist!
Also stellt euch einmal ein paar Fragen wie: Warum ist meine Lieblingshose eigentlich meine Lieblingshose? Weil die Farbe toll ist oder weil sie einfach super bequem sitzt? Ist es nicht egal, ob gerade gelbe Hüfthosen angesagt sind?
Stellen wir uns vor wie es sich anfühlen würde, wenn wir nur noch aus unseren Lieblingsteilen auswählen könnten! Eine fabelhafte Vorstellung, die uns vor allem auch Zeit erspart! Also warum nicht einfach mal die Modewelt ignorieren und nur das kaufen was wir wirklich lieben.
Loved clothes last
Wir drei haben auch einige Teile im Schrank die wir lieb gewonnen haben und die uns schon seit geraumer Zeit begleiten. Um unsere Lieblinge möglichst lange zu tragen ist es wichtig, dass wir sie richtig pflegen und sie reparieren wenn es nötig wird. Eine hohe Qualität ist dabei ein wichtiger Faktor. [Wobei ein hoher Preis natürlich nicht gleichzeitig der Indikator für eine hohe Qualität ist.]
Nachhaltigkeit, Ökologische und faire Herstellung sollten wenn möglich berücksichtigt werden. Oft sind diese Kleidungsstücke teurer als Herkömmliche, aber es lohnt sich dafür weniger zu kaufen. Dadurch erhalten wir nämlich nicht nur unsere Kleidung möglichst lange, sondern es ist gleichzeitig auch gut für unsere Umwelt!
Buy less. Choose well. Make it last. Quality, not quantity.
Vivienne Westwood
Everybody’s buying far too many clothes.
Wohin mit der aussortierten Kleidung?
Jetzt haben wir uns also bewusst gemacht, was in unserem Schrank existiert und warum. Und natürlich, was wir in Zukunft tragen wollen.
Daher können wir uns nun ans Sortieren des Kleiderschrankes selbst machen. Dabei werden wir aber bald feststellen, dass uns auch ein paar Teile in die Hände fallen, die wir wirklich nicht mehr tragen können oder wollen.
Das ist vollkommen normal und es gibt ein paar sehr gute Möglichkeiten, was wir damit tun können:
- Kaputte Kleidung reparieren: Wenn nicht bereits alle Nähte auseinander fallen oder der Stoff zu Staub zerfällt, gibt es meistens einfache und gute Möglichkeiten, Schäden zu reparieren. Malin hat dazu kürzlich mit Julia vom Blog Green and Whales auf deren IGTV Kanal eine Reihe gestartet, wie man einfach Kleidung reparieren kann. Hier entlang!
- Kleidung umfunktionieren oder verändern: Aus einem Unterhemd einen Putzlappen machen kann jede:r, aber es gibt noch tausende weitere Ideen für Upcycling von Kleidung. Inspirationen von uns findet ihr z.B. in unserem Blog Weihnachtskarten aus Stoffresten selber machen oder auf unserem Pinterest Board.
- Klamotten verkaufen: Z.B. im Internet oder an Second Hand Läden.
- Kleidertausch: [Zur Zeit natürlich besser kontaktlos.] Hierfür lassen sich im Internet einige Plattformen finden.
- Kleidung spenden: Am besten spendet ihr an soziale Einrichtungen, die Kleidung vor Ort verkaufen. [Denn habt ihr gewusst, dass Kleidung, die im Kleidercontainer landet, die Modemärkte in Entwicklungsländern zerstört? Deshalb ist die Einfuhr von Second Hand Ware aus Industrieländern oft verboten. Kleidung die übrig bleibt oder nicht mehr tragbar ist, wird zerkleinert und landet entweder auf dem Müll oder wird als Dämm-Material weiterverwendet.]
Wer an Einrichtungen für Flüchtlinge oder Obdachlose spenden möchte sollte vorher anfragen, was überhaupt gebraucht wird – es kommt oft vor, dass Haushaltswaren viel dringender benötigt werden als Kleidung.
Kleidung in den Müll werfen sollte wirklich unsere letzte Option sein!
Mehr Infos zum Thema findet ihr in dieser Umfrage von Greenpeace: „Wegwerfware Kleidung“
Wenn wir uns all diese Gedanken vor dem Entrümpeln unseres geliebten Kleiderschrankes durch den Kopf gehen lassen, werden wir in Zukunft mehr Freude an unserer Kleidung haben und weniger das Bedürfnis verspüren uns von unserer „Kleidungslast“ befreien zu müssen. Kleidung ist etwas, das uns schützt und unsere Körper mit der Umwelt verbindet, sie sollte keine Last darstellen, die uns ständig im Nacken sitzt und Zeit am Morgen raubt.
Was sind eure Erfahrungen mit dem Thema Kleidung Wegwerfen und Ausmisten?
Wie geht es euch mit diesem Thema? Habt ihr auch einen vollen Kleiderschrank zuhause von dem ihr euch befreien wollt? Oder habt ihr das alles vielleicht schon hinter euch?
Was sind eure Lieblingsteile, die ihr heiss und innig liebt, obwohl sie mittlerweile nicht mehr „im Trend“ liegen?
Schreibt uns dazu gerne eure Erfahrungen in die Kommentare!
Ein gutes neues Jahr 2021, mit Kleidung die euch glücklich macht, wünschen euch die Drei Cocoons!
Links zum Thema „Kleidung wegwerfen“
Podcast: Talk Slow (von Bridge & Tunnel) Episode 2: Overconsumption mit Prof. Dr. Heike Derwanz
Podcast: Wardrobe Crisis (Clare Press) Episode 24: Curing Affluenza (English)
Video: Green and Whales (Julia) Ich räume meinen Kleiderschrank um und schaffe wieder Ordnung